Was ist so besonders, so anders bei "Freimaurers"? Auf diese Frage wird oft geantwortet: "Es ist die Art und Weise wie wir miteinander sprechen."
Im Folgenden finden sich einige Gedanken dazu, wie wir in der Loge und in Gästeabenden miteinander diskutieren.
Kleine Gesprächskreise unterscheiden sich in der Gesprächsführung und der Gesprächsdynamik deutlich von großen Gesprächsrunden. Im kleinen Gesprächskreis (2 bis ca. 5 Personen) regelt sich der Gesprächsfluss in den meisten Fällen im informellen Verlauf mehr oder weniger von selbst.
Im größeren Kreis (>10 Personen) dagegen kann das Gespräch gleichzeitig vom einzelnen Teilnehmer als sehr interessant und von anderen Teilnehmern als langweilig bis nervig empfunden werden.
Die besondere Form des freimaurerischen Diskurs ermöglicht es uns, diese Situation für alle kurzweiliger zu gestalten und gleichzeitig das individuelle Nachdenken in zum Teil ungewohnte, strukturierte und eventuell auch ruhigere Bahnen zu lenken.
Ein Gesprächsleiter und allgemeingültige Regeln für die Diskussionsrunde sind dabei hilfreich.
Beide sorgen dafür, dass jeder Teilnehmer einen angemessenen Redeanteil bekommen kann, die Diskussion am Thema und für alle interessant bleibt.
Für mich als Teilnehmer haben die in großer Runde geltenden Regeln folgende Vorteile:
Ich muss darauf warten, dass mir das Wort erteilt wird:
Ich habe Zeit, mir tiefer gehende Gedanken zu meinem Beitrag zu machen.
Ich kann meinen Beitrag mit den vor mir geäußerten Gedanken vergleichen, ihn damit anreichern oder dadurch sogar grundlegend verändern.
Ich kann immer nur einen Gedanken zum Thema äußern:
Ich bringe Ordnung in meine Gedankenflut.
Ich überprüfe, ob und welcher meiner Gedanken es wert ist, weiter verfolgt zu werden.
Ich relativiere die Wichtigkeit meiner Ideen.
Die „Mitwirkung am Entwurf“ hat zum Ziel, die gemeinschaftliche Arbeit zu fördern. => Ich bin angehalten, positive, konstruktive und wohlwollende Beiträge beizusteuern:
Meine Sprache wird positiver und damit verändert sich meine gesamte Haltung in positive Richtung.
Positiv formulierte Gedanken laden Gesprächspartner eher zum Weiterdenken in dieser speziellen Richtung ein als negativ formulierte = es entsteht eine für alle angenehme Gesprächsatmosphäre.
Mein Beitrag hilft anderen beim Weiterdenken, sodass ihre Beiträge mich zum eigenen Weiterdenken anregen.
Wie verhalte ich mich im großen Kreis:
Ich warte mit meinem Beitrag bis mir das Wort erteilt wird. - Die Teilnehmer bekommen das Wort in der Reihenfolge der Meldungen. (Format: Vortrag mit anschließender Diskussion)
Ich prüfe meinen Beitrag auf folgende Eigenschaften:
Hat mein Beitrag einen direkten Bezug zum Thema des Abends?
Ist er für die Schwestern und Brüder interessant?
Kann ich ihn für alle verständlich und kurz formulieren?
Ist er wohlwollend und konstruktiv?
Meine Beiträge zur Diskussion beinhalten immer nur einen Gedankengang (keine Nebenvorträge).
Bei Nachfragen stelle ich immer nur eine Frage, die mit nur einer Aussage beantwortet wird, damit kein monopolisierendes Gespräch zwischen zwei Personen (z.B. Fragender und Vortragender) entsteht.
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