Eine der Stärken unserer Gemeinschaft ist die Vielfalt. Hier beginnen nun - wie versprochen - die Beiträge unserer Schwestern zu einem Thema - hier STÄRKE:
Stärke hat viele Seiten und äußert sich in ganz verschiedenen Bereichen. Als erstes sehe ich den Unterschied zwischen physischer und psychischer Stärke.
Auch wenn es vielleicht nicht so wirkt, mit körperlicher Kraft kann ich nicht glänzen. Da bin ich ziemlich oft auf Hilfe angewiesen. Wahrscheinlich könnte ich das durch mehr Sport und Muskelaufbau verbessern. Doch eigentlich ist es mir nicht so wichtig. Dafür bereitet es mir auch einfach zu wenig Freude.
Anders sieht es da schon bei der seelischen Stärke aus. Sie hat durchaus eine große, maßgebende Bedeutung für mich.
Natürlich sollen wir als Freimaurerinnen an uns selbst arbeiten, unseren rauen Stein behauen und unsere Schwächen verbessern. Doch effektiver erscheint es mir, zuerst die eigenen Stärken zu erkennen, sie zu nutzen und auszubauen. Das kostet uns weniger Kraft, Anstrengung und führt schneller zum Ziel. Der Elan und die eingesparte Zeit hilft uns anschließend, dass wir uns noch intensiver unseren Schwächen widmen können.
Gehört nicht auch Stärke dazu, erst sich selbst und dann den Anderen die persönlichen Unzulänglichkeiten einzugestehen, offen und ehrlich? Selbst wenn man dadurch sicher verletzlicher wird, halte ich es für unentbehrlich, um authentisch zu sein.
Auch mit manchen Ansichten kann man anecken. Ist man dann lieber ruhig, um jeder Diskussion und Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen? Oder vertritt man beherzt seine Meinung? Auch das ist eine Form von Stärke.
Nervenstärke zu zeigen, belastbar zu sein, zählt für mich ebenso dazu. Genauso wie die Unabhängigkeit von der Bestätigung durch andere, der eigenen Meinung vertrauen, sich selbst ein Urteil bilden; eventueller Ablehnung zu begegnen, ohne sich selbst in Frage zu stellen – Selbstbewusstsein als Stärke.
Einen gemachten Fehler zuzugeben, ohne Ausflüchte und Beschönigungen, zu dem Missgeschick zu stehen, die Verantwortung zu übernehmen – dazu braucht man Stärke.
Nach einem Streit, einer Meinungsverschiedenheit, den ersten Schritt auf jemanden zuzugehen; oder – was vielleicht noch viel schwieriger ist – einem Mitmenschen ein durch ihn zugefügtes Unrecht zu verzeihen - das gelingt nur mit Stärke.
Vielleicht verhilft uns sogar die Corona-Krise zu mehr Stärke. Die dadurch erzwungene Isolation reduziert uns mehr auf uns selbst, die eigenen Gedanken und Gefühle. Ihnen müssen wir uns stellen, sie aushalten, akzeptieren und können sie im besten Falle sogar genießen. Das mag paradox klingen. Aber ich glaube, nur wer mit sich selbst allein sein kann und dabei ausgeglichen, zufrieden oder glücklich ist, kann auch für seine übrigen Mitbürger eine Bereicherung, eine Hilfe in schwierigen Zeiten sein.
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